Heike Kretschmer: Neukonzeption und Satzung für den Kulturbeirat Essen

wir werden der Satzung heute zustimmen, da sie nicht wie die bisherige in Stein gemeißelt zu sein scheint, denn sie soll in zwei Jahren überprüft werden.

Warum ist uns dies so wichtig?

 

Sicherlich sind in die Neufassung der Satzung auch Anregungen eingegangen, die Kulturschaffende der Stadt auf der 1. Kulturtagung "WIR SIND SO FREI" - Perspektiven der Freien Kunst- und Kulturszene“ in der Stadt Essen im Mai 2019 diskutiert haben. Auch von da ging vor zwei Jahren das klare Signal aus, die Arbeit des Kulturbeirates in der Stadt zu hinterfragen und neu zu justieren.

 

Einzelne Anregungen, die der bisherige Vorstand diskutiert hat, finden sich in der Satzung wieder.

 

Was fehlt ist die Diskussion innerhalb des Kulturbeirates aber auch der Austausch zwischen Politik, Verwaltung und den bisherigen Mitgliedern des Kulturbeirates vor der heutigen Beschlussfassung.

 

Dabei war der Kulturbeirat lange Zeit streitbarer Partner der Politik und der Verwaltung, hat Netzwerke geknüpft, Kultur ermöglicht. Gern hätte ich miterleben wollen, wie hier gerungen wurde, um die Einbindung der freien Szene in die Planungen des Kulturhauptstadtjahres 2010. Wie wäre ansonsten so eine reiche Kulturszene entstanden, hätte sich das Kreativquartier in der Nordstadt so entwickeln können?

 

Auch in der Vorlage der Verwaltung wird darauf aufmerksam gemacht, dass der Dialog und eine ausgeprägte Beteiligungskultur prägende Momente des Verhältnisses von Kulturszene und Politik bzw. Verwaltung sind. Nur ist der beim wichtigen Moment der Neuaufstellung des Beirates dieser durch das Raster gefallen. 

Von der Einbringung der Erarbeitung einer neuen Satzung von CDU und Grünen hätte es genügend Zeit geben, in einen gemeinsamen Austausch zu treten. Die Mitglieder des Kulturbeirates waren ja nicht aus der Welt. Der umfangreiche Fragekatalog des zurückgetretenen Vorstandes des bisherigen Kulturbeirates macht deutlich, dass es diesen Wunsch nach Austausch gegeben hätte. 

Wo ist eigentlich der Gegensatz zwischen dem Entscheidungsrecht der Politik, wer sie berät und dem zuvor sinnvollen und notwendigen Austausch mit den bisherigen, vom Kulturausschuss bestätigten Mitgliedern? Außer: mehr Teilhabe?

Wenn Johannes Brackmann davon spricht, dass dieses Vorgehen eine schallende Ohrfeige gegenüber den Mitgliedern ist, dann sollten wir uns als Politik auch  fragen, was hätten wir anders machen sollen und können. 

An dieser Stelle will ich auch die Gelegenheit nutzen mich bei allen bisherigen Mitgliedern des gesamten Kulturbeirates für ihre Arbeit zu bedanken.Dem Vorstand mit Jelena Ivanovic, Dr. Uwe Schramm, Peter Brdnk und dem Beigeordneten Muchtar Al Ghusain. Menschen wie Xenia/Joscha Hendricksen, Arne Mengel, Karl-Heinz Mauermann, Silke Seibel, Dr. Johannes von Geymüller, Prof. Dr. Wilfried Breyvogel, Mathias Rietschel, Dana Savic oder Johannes Brackmann.

Machen wir es in zwei Jahren besser und evaluieren mit den Mitgliedern des Kulturbeirates und jenen, die sie vertreten wollen, welche Chancen diese neue Satzung für beide Seiten geboten hat. Stellen wir uns den Fragen:

- ob der Kreis der Mitglieder nicht doch größer sein müsste, damit die Fachkompetenz von Künstlerinnen und Künstlern, Soloselbständige, hier abgebildet wird 

- ob die Spartengliederung wirklich ausreichend ist, es doch Partner braucht, wie das Forum Kunst und Architektur, Galerien wie Marie-Wolfgang oder es in der Zwischenzeit neue Zusammenschlüsse in der Stadt gibt

- inwieweit der Kulturbeirat die Möglichkeit erhalten hat, mit eigenen Veranstaltungen, auf die Anliegen der Künstlerinnen und Künstler, ihrer Projekte und Organisationen aufmerksam zu machen und sie in ihrer Tätigkeit zu stärken

- inwieweit wir als Politik die fachliche Kompetenz der Mitglieder des Beirates genutzt haben, um deren Anregungen und Ideen zu diskutieren und aufzunehmen, wie bspw. auch im Leitbildprozess für das Integrierte Entwicklungskonzept „Zukunft Essen Innenstadt“ 

- inwieweit der Kulturbeirat doch einen eigenen Etat benötigt, um die ihm von uns gegeben Aufgabenstellung und Verantwortung gerecht werden zu können.

Unser Haushaltsantrag hätte dies schon mal ermöglicht, aber der hat ja keine Zustimmung gefunden.