Aktuelle Stunde Sportstadt Essen - Heike

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

es ist aus unserer Sicht nicht gerechtfertigt, nach der gescheiterten Bewerbung um die Frauen-Fußball-EM nun die gesamte Zukunft der Sportstadt Essen infrage zu stellen. Natürlich ist es wichtig, eigene Konzepte kritisch zu hinterfragen, Fehler zu benennen und bei Bedarf neue Wege einzuschlagen – das ist kein Scheitern, sondern ein Lernprozess.

Ich hätte daher lieber gefragt: Was lernt die Sportstadt Essen daraus? Welche Auswirkungen haben die intensiven Vorarbeiten nun auf die zukünftige Planung rund um das RWE-Stadion?

Welchen Mehrwert sieht die Verwaltung in der bisherigen Zusammenarbeit zwischen Verwaltung, ESPO, RWE, GVE und EMG? Schließlich wurde genau diese Kooperation laut Herrn Hertel von der Beraterfirma als ein wesentlicher Nebeneffekt hervorgehoben.

Was lässt sich aus den Nachhaltigkeitskonzepten großer Sportveranstaltungen für andere Events, etwa Feste und Feiern in der Innenstadt oder im Stadion, übertragen?

Und vor allem: Wie stehen wir zur Förderung des Mädchen- und Frauenfußballs in Zukunft? Welche konkreten Maßnahmen wollen wir ergreifen, um die Vereine in der Talentförderung und Nachwuchsgewinnung aktiv zu unterstützen?

Ich bezweifle, dass die angekündigte Einschätzung des DFB zur Streichung Essens als Bewerberstadt tatsächlich für mehr Klarheit sorgen wird. Der DFB ist kein Muster an Transparenz.

Wir hatten große Sympathien für eine Frauen-EM in Essen, auch angesichts der hervorragenden Leistungen der SG Essen-Schönebeck e.V. in der ersten Bundesliga und dem großen Engagement vieler Sportvereine zur Förderung des Mädchen- und Frauenfußballs in unserer Stadt. Ein solches Event hätte der Sportart mehr Aufmerksamkeit verschafft und einen positiven Impuls geben können. Dennoch haben wir uns nicht an der Resolution von CDU, Grünen und SPD beteiligt.

Denn die Resolution beinhaltete eine Vorfestlegung auf die Zustimmung zum Ausbau der RWE-Stadionecken – eine Maßnahme, die wir weiterhin kritisch sehen. Die bislang veranschlagten 27 Millionen Euro Baukosten werden voraussichtlich nicht ausreichen, da Bauprojekte in Essen erfahrungsgemäß teurer werden als ursprünglich kalkuliert. Rechnet man die prognostizierten 10 bis 20 Millionen Euro konsumtiver Kosten für die Ausrichtung der Frauenfußball-EM hinzu, könnten die Gesamtkosten am Ende bei 50 Millionen Euro oder mehr liegen.

Letztlich haben uns die bislang bekannten Fakten zur Organisation der Frauen-EM 2029 nicht ausreichend erkennen lassen, wie die Veranstaltung tatsächlich zur nachhaltigen Förderung des Fußballs und anderer Sportarten in Essen beitragen würde – insbesondere im Kinder- und Jugendbereich. Erst mit dem jüngsten Haushaltsbeschluss 2025/2026 wurde unser Antrag auf eine dringend notwendige Förderung der Kinder- und Jugendarbeit abgelehnt.

Die entscheidende Frage bleibt: Wie gestalten wir die Sportstadt Essen zukunftsfähig – für alle Sportarten, für alle Generationen?