B‘Plan Rüttenscheider Str./Wittekindstr.
Sehr geehrte Damen und Herren, werter Herr Oberbürgermeister, liebe Gäste im Stream
heute stehen wir vor einer Entscheidung, die erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität, das Klima und die Verkehrssituation in Rüttenscheid haben wird.
Der vorliegende Bebauungsplan sieht eine Verdichtung in einem bereits stark bebauten Gebiet vor – entgegen den Empfehlungen des Klimaberichts des Regionalverbands Ruhr (RVR) und gegen den Protest von Bürgerinitiativen.
Geplant ist ein massiver Baukörper mit fünf bis sieben Vollgeschossen – ein regelrechter Klotz mitten in ein gewachsenes Stadtquartier. Die Verwaltung beschreibt das Vorhaben als „gestalterische Dominante“ – doch wenn man Richtung Alfred-Krupp-Krankenhaus blickt, sieht man schon heute genug solcher Architektur. Die blumige Beschreibung hilft nicht darüber hinweg, dass es sich hier um eine weitere massive Versiegelung ohne klimatische oder soziale Weitsicht handelt.
Wir haben stets für eine maßvolle Bebauung der Fläche plädiert – verbunden mit einer echten Gesamtbetrachtung. Das haben wir auch vor drei Jahren zusammen mit Die Partei und der Tierschutzpartei beantragt – ein Gesamtkonzept in Einklang mit den Zielen des Klimananpassungsgesetzes NRW.
Doch der nun vorliegende Plan liefert kaum neue städtebauliche oder gestalterische Erkenntnisse. Stattdessen entstehen Baukörper mit minimalem Grün, ohne Aufenthaltsflächen für die Öffentlichkeit.
Rüttenscheid ist laut RVR längst eine Hitzeinsel. Die hohe Versiegelung und fehlende Kaltluftzufuhr verschärfen die Belastung – und genau hier wird weitergebaut. Der Klimabericht empfiehlt explizit: Rückbau und Entsiegelung statt Neubau!
Doch die Klimakarte der Stadt spielt im Planungsprozess offensichtlich kaum eine Rolle. Wir brauchen dringend eine stärkere Berücksichtigung der Gesamtbewertungen der klimatischen Auswirkungen – nicht nur kleinteilige Teilbetrachtungen in Bebauungsplänen.
Laut Verkehrsgutachten soll die Bebauung keine wesentlichen Veränderungen bringen. Nur… mehr Stau, mehr Unübersichtlichkeit, vor allem für Fuß- und Radverkehr.
Die Anbindung über die Wittekindstraße verschärft die Belastung durch Lärm und Abgase. Alternativen – etwa über den Messeparkplatz oder die Alfredstraße – werden nicht verfolgt, obwohl sie Entlastung bringen könnten und möglich wären. Vielleicht setzen die aktuellen Entwicklungen zur Fahrradstraße hier ein Zeichen.
30 % sozialer Wohnungsbau sind für dieses Gebiet deutlich zu wenig. Gerade in Rüttenscheid, wo zuletzt überwiegend hochpreisige Eigentumswohnungen entstanden sind oder bezahlbarer Wohnraum durch Neubauten verdrängt wurde, braucht es einen deutlich höheren Anteil.
Und zuletzt zum Verfahren:
Laut Städteplanern sollen nach der öffentlichen Auslegung zahlreiche inhaltliche Änderungen vorgenommen worden sein und neue Prognosen zum Wohnungsbedarf ignoriert worden sein. Dennoch wurde keine erneute Öffentlichkeitsbeteiligung durchgeführt – Das ist aus unserer Sicht nicht akzeptabel.
Deshalb lehnen wir den Bebauungsplan ab.
Vielen Dank