Einrichtung einer Beratungsstelle Migrationsökonomie

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, werte Kolleginnen und Kollegen, werte Zuhörende,

wir sind der Auffassung, dass die Einrichtung einer Beratungsstelle Migrationsökonomie die Wirtschaft und Wirtschaftsleistung in unserer Stadt positiv beeinflussen kann. Er ist richtig, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen aus der Studie von Alexandra David und Judith Terstriep vom Institut „Arbeit und Technik“ der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen umgesetzt werden.

Die ablehnenden Äußerungen von Frau Hermann von der FDP im Haupt- und Finanzausschuss, die die Notwendigkeit aufgrund der Existenz von IHK und Handwerkskammern infrage stellte, können wir nicht nachvollziehen. Die Studie hat deutlich gemacht, dass es eben nicht ausreicht, was dort passiert und dass Migrantinnen und Migranten in diesen Netzwerken oft nicht ausreichend vertreten sind. Frau Dr. Katja Fox von der IHK Mittleres Ruhrgebiet hat dies kürzlich ebenfalls auf einer RVR-Veranstaltung bestätigt.

Wir erwarten daher, dass die Vernetzung städtischer Akteure verbessert wird und auch traditionelle Arbeitgeberverbände in die Pflicht genommen werden, ihre Angebote auszuweiten und auf die spezifische Unternehmenskultur in der Migrationsökonomie einzugehen. Dies könnte insbesondere dem Handwerk bei der Deckung des Fachkräftebedarfs helfen, wenn durch gezielte Qualifizierung mehr junge Menschen besser ausgebildet werden. Die Studie zeigt, dass hierfür ein großes Interesse besteht, was im Interesse der ausbildungsplatzsuchenden Jugendlichen stärker genutzt werden sollte.

Der Ausbildungsbericht des RVR zum Handwerk hat zu Tage gefördert, dass dort ein großes Potential liegt. Nur 12,6 Prozent der erfassten Ausbildungsverträgen seit 2011 wurden mit Jugendlichen anderer Nationalität geschlossen.

Eine Beratungsstelle könnte auch dazu beitragen, Hemmnisse abzubauen, die Frauen davon abhalten, den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Ein Erfahrungsaustausch mit Großstädten, in denen Frauen diesen Schritt häufiger und schneller gehen, wäre sinnvoll.

Die migrantische Ökonomie kann zudem Veränderungen in den Quartieren bewirken. Im Rahmen des Projekts „Soziale Stadt“ in Altendorf wurde dies bereits ansatzweise untersucht. Nur wurde leider damals diese Stelle nicht verlängert. Damals führte der aufsuchende Austausch mit Unternehmer*innen dazu, dass das Thema Sauberkeit und Sicherheit in der Altendorfer Straße stärker in den Fokus rückte. Daher begrüßen wir, dass dieser Ansatz in einigen Stadtbezirken wieder eine Rolle spielen soll und erwarten gespannt die Ergebnisse.

Außerdem sollte geprüft werden, ob zielgerichtete Unterstützung für Kleinunternehmen und Migrant*innen, beispielsweise durch einen kommunalen Gründungsfonds, im Projekt integriert werden kann – über die Beratung zu Fördermöglichkeiten hinaus. Damit ließe sich auch Öffentlichkeitsarbeit leisten, um Best-Practice-Beispiele zu präsentieren.

Wir werden der Bereitstellung der Mittel zustimmen, da wir hier die Chance sehen, Diskriminierungen und Barrieren für eine gleichberechtigte Teilhabe am Arbeitsmarkt gezielt abzubauen.

Am Schluss noch ein Wort zur AfD, die im Juni die gesamten Handlungsempfehlungen abgelehnt hat und sicher heute auch die Einrichtung der drei Stellen ablehnt. Die AfD will keine Lösungen. Die AfdD will nicht, dass am Ende die gesellschaftlichen Probleme kleiner werden, von deren einseitiger Skandalisierung sie lebt. Das ist einfach nur schäbig.