Essensversorgung an Schulen und Kindertageseinrichtungen

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, werte Kolleginnen und Kollegen und liebe Zuschauende,

jedes fünfte Kind kommt hungrig in die Schule, doch mit leerem Magen lernt es sich schlecht. Das ist die bittere Realität, die unter anderem durch die Allensbach- und die IGLU-Studie belegt ist. Auch die Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchungen machen immer wieder deutlich, wie wichtig es ist, mehr für eine gesunde und auskömmliche Ernährung zu tun. Denn die Chancen auf Bildung und eine gesunde Entwicklung hängen davon ab, ob Kinder und Jugendliche genug zu essen bekommen.

Doch der Antrag, den Sie, SPD, CDU und Grüne, zur Verbesserung der Essensversorgung an Essener Schulen und Kitas vorgelegt haben, bleibt weit hinter dem zurück, was notwendig ist. Nach einem Jahr Diskussion und einem eigens eingerichteten Arbeitskreis sehen wir keinen entscheidenden Fortschritt.

Stattdessen ignoriert der Antrag die Ergebnisse des Arbeitskreises. Wesentliche Punkte wie die Gesundheit und Nachhaltigkeit der Ernährung sowie die Qualität des Essens finden keine Beachtung. Auch eine flächendeckende und kostenlose Essensversorgung, die dringend nötig ist, wird nicht thematisiert. 

Dabei wissen wir, dass:

  • rund ein Drittel der Kinder in unserer Stadt im Alter von 0 bis 6 Jahren von existenzsichernden Leistungen abhängig ist und

  • viele Familien knapp über der Fördergrenze liegen und daher Schwierigkeiten haben, das Schulessen zu bezahlen.

Diese Kinder und Jugendliche müssen wir in den Blick nehmen. Deshalb fordern wir als Linke weiterhin ein kostenloses Mittagessen in allen Kitas und Schulen!

Dass die Verwaltung aktuell prüft, wie der bürokratische Aufwand für die Abrechnung der Bildungs- und Teilhabeberechtigten abgebaut werden kann, ist ein wichtiger erster Schritt. Denn ein vereinfachter Zugang entlastet sowohl die betroffenen Familien als auch die Verwaltung.

Ihren Vorschlag zur Einführung eines digitalen Bestell- und Abrechnungssystems sowie die personelle Absicherung der Essensausgabe halten wir für richtig. Doch hier sehen wir die Notwendigkeit, dass die Entlohnung über reguläre Gehälter erfolgt und nicht durch bürgerschaftliches Engagement aufgefangen wird. Ob sie am Ende die Ergebnisse Ihres Prüfauftrags auch finanzieren werden, steht allerdings in den Sternen – wir kennen ja die Praxis, dass Prüfungen nicht immer zu Taten führen.

Neben einer Strategie braucht es zudem schnell wirkende Maßnahmen, um mehr Kinder und Jugendliche an der Essensversorgung teilhaben zu lassen. Die Teilnahmequoten am Essen schwanken derzeit zwischen 9 und 94 Prozent – das zeigt, wie viel noch getan werden muss.

Um das ganze Thema der Essensversorgung endlich angemessen zu bearbeiten, braucht es eine zentrale Stelle im Fachbereich Schule, die sich ausschließlich mit der Essensversorgung beschäftigt. Nur so können die Prozesse zwischen Einrichtungen, der RGE und der Verwaltung besser koordiniert werden. Die Priorität des Anliegens wäre insgesamt viel höher.

Außerdem braucht es eine Überprüfung dessen, was die RGE an Mitteln und Personal benötigt, um gesundes Essen in hoher Qualität anbieten zu können. Das halte ich für umso wichtiger, nachdem auch Prof. Dr. Dobes, der Direktor des Zentrums für Naturheilkunde und Planetare Gesundheit am Uniklinikum Essen, auf dem 9. Essener Gesundheitsforum dargestellt hat, wie wichtig eine gesunde Ernährung für die Entwicklung unserer Kinder ist

Wir als Linke werden das Thema mit der Diskussion des Haushaltes 2025/2026 daher erneut aufgreifen. Denn klar ist, dass mehr Geld in den Bereich der Essensversorgung an Essener Schulen und Kitas fließen muss.

Auch wenn der vorliegende Antrag in unseren Augen unzureichend ist, stimmen wir zu, da die Richtung stimmt. Wir werden jedoch nicht aufhören, uns für eine bessere und gerechtere Lösung einzusetzen, damit kein Kind und kein Jugendlicher in Essen hungrig in der Schule sitzen muss.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!