Entwicklungskonzept Baldeneysee

TOP 30: Fortschreibung Entwicklungskonzept Baldeneysee, Bericht Masterplan Erlebnisketten, Ausblick Erlebnisraum Baldeneysee und weiteres Vorgehen

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, werte Kolleginnen und Kollegen, liebe Zuhörenden im Livestream,

der Masterplan Erlebnisketten nimmt die bestehenden Potenzen des Gebietes um den Baldeneysee für Naherholung, Freizeitgestaltung, Sport, Kultur- und Naturerlebnis und Tourismus in den Blick und beschreibt, wo man 10 Jahre später sein will.

Dabei geht es genauso um die qualitative Aufwertung des Gebietes, wie um neue Ankerpunkte zum Erleben des Umfeldes. Außerdem soll eine insgesamt bessere Erreichbarkeit gewährleistet und die dringend notwendige Entzerrung der Besucherströme angegangen werden. Nicht zuletzt sollen die sich teilweise überschneidenden Interessen von Nutzerinnen und Nutzern in Einklang gebracht werden.

Die dafür gewählte Herangehensweise der Erschließung weiterer Räume in der zweiten und dritten Reihe finden wir sehr positiv.

Projektsteckbriefe mit der Beschreibung von Zuständigkeiten, Bedarfen von Planung, Personal und Finanzen sollen den Weg der Umsetzung ebnen. Sie machen zugleich aber auch sichtbar, dass in den nächsten Jahren eine Präzisierung in den gerade genannten Bereichen folgen muss.

Denn ohne Moos sowie Mann- und Frauenpower bleibt der schönste Plan nur ein Plan, in dem dann zwar nachgelesen werden kann, an welchen Orten eine hohe Qualität von Natur und Landschaft zu finden ist, oder welche Orte in der dritten Reihe besuchenswert wären, aber wie ich tatsächlich barrierefrei dahin komme, oder wie ich diese Orte barrierefrei entdecken kann, bleibt bei dem Masterplan auf Grund von teilweise vagen Zeitangaben zur Umsetzung und dem fehlenden Personal noch im Unklaren.

Ohne die Einbindung der Überlegungen in das gerade entstehende Tourismuskonzept der Stadt und die grundsätzlich stärkere Mitwirkung der EMG über die Steckbriefe „Stauwehr“ und „Haus Scheppen“ hinaus, könnten Bruchstellen entstehen, die es zu vermeiden gilt. Im Konkreten sollte dies bspw. bei der weiteren Bearbeitung möglicher Entdeckerorte der Fall sein, denn die aktuelle Idee zur touristischen Entwicklung „Wandern und Radfahren in Essen“ unter dem Label „In Essen geht alles“ verweist ja gerade auf die Möglichkeiten rund um den See. Da im Masterplan bisher nur wenige Aussagen zur Steigerung der Attraktivität der Aussichtspunkte sowie zur Erarbeitung von Informationen für die Lenkung von Besucherströmen getroffen wurden, wäre das der richtige Zeitpunkt für die Mitwirkung der EMG. Schließlich ist der Verwaltung bewusst, dass hier zur Planung von Erlebnisrouten mit Fahrrad und zu Fuß noch Butter bei die Fische muss.

Auch wir als Linke wollen den Hinweis der SPD aus dem Umweltausschuss unterstützen, bei der weiteren Umsetzung des Entwicklungskonzeptes den Fragen der Barrierefreiheit eine größere Priorität einzuräumen. Nicht  nur weil es ein Beitrag zu dem beschlossenen Antrag zu Barrierefreiheit im Tourismus ist, sondern weil eben auch in solchen Projekten die Umsetzung der UN-Behindertenkonvention von Beginn an eine größere Rolle einnehmen sollte. 

Und wir sind der Ansicht,dass man für die notwendige Entzerrung von Besucherströmen von vornherein bedenken muss, wie sich die aktuellen und zukünftigen Nutzerinnen und Nutzer des Areals, die in den Stadtteil lebenden Essenerinnen und Essener mit und ohne Beeinträchtigung, diese Bereiche am besten erschließen können. 

Eine mögliche Partnerin könnte hier die Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfe behinderter Menschen sein, so sie Kapazitäten und Interesse hat. Bereits heute setzt sich eine Arbeitsgruppe im Rahmen der Aktion „Signet-Essen ohne Barrieren“ damit auseinander, wie Gebäude in der Stadt mit Publikumsverkehr barrierefrei werden. Deshalb hätte es dieser Vorlage auch gut zu Gesicht gestanden, wenn sie im Inklusionsbeirat diskutiert worden wäre. Das kann ja auch noch nachgeholt werden.

Schließlich muss die Möglichkeit der barrierefreien Umrundung des Baldeneysees trotz der komplexen Aufgabenstellung und Zuständigkeiten sowie der technischen Herausforderungen bei der Umsetzung am Wehr eine größere Priorität als bisher erhalten. Schon bei der Gestaltung der Seepromenade für deren Umgestaltung ab 2026 Mittel bereitgestellt werden sollen, muss das Thema in jeder Phase mitgedacht werden. Denn der Baldeneysee ist ein Erholungs- und Freizeitort für alle Menschen.

In diesem Sinne erwarten wir, dass die Gremien über die konkreten Ergebnisse der Abstimmungen zwischen der Stadt und dem Ruhrverband zur Umsetzung der inklusiven Anforderungen informiert werden. Wir werden der Vorlage heute zustimmen, wohl wissend dass weitere Präzisierungen bei der Zeit- und Finanzierungsplanung für den Umsetzungszeitraum der kommenden 10 Jahre notwendig sind.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!