Kitaplätze

Zunächst möchte ich anerkennen, dass Essen bei der Versorgung mit Kitaplätzen große Fortschritte gemacht hat. Das ist eine wichtige Entwicklung – für die Kinder und die Familien sowie für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, gerade auch für Alleinerziehende.

Zwölf Jahre hat es dann in unserer Stadt gedauert, um den Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz für alle und damit einen überfälligen Mindeststandard zu erfüllen.  Es bleibt zu hoffen, dass die Planungen aufgehen, damit wir dem Stellenwert frühkindlicher Erziehung durch die Bereitstellung ausreichender Plätze endlich gerecht werden können.

Die stadtteilscharfen Analysen legen allerdings offen, was gerade viele Eltern schon lange wissen: Die Situation der Platzverteilung ist in den Stadtteilen unterschiedlich und damit alles andere als gerecht und das wird mit den aktuellen Planungen auch bis 2030 so bleiben.

Denn einige Stadtteile hinken beim Ausbau immer noch hinterher –  wie Altendorf, Altenessen, Katernberg, Kray, Karnap oder das Südostviertel, um nur einige zu nennen. Stadtteile, in denen Kinder ohnehin schlechtere Startchancen haben, wie Schuleingangsuntersuchungen belegen. Daher hätte doch gerade auch hier früher nachgesteuert werden müssen, um ein entsprechendes Platzangebot zu schaffen, was sich dann auch jede und jeder leisten kann. Doch auch bezüglich der Senkung von Kitabeiträgen sind wir immer noch nicht weitergekommen, obwohl wir als Linke erst kürzlich einen entsprechenden Antrag eingebracht haben, der die Situation sozial gerechter gemacht hätte.

Das ist dringend notwendig. Denn die Situation der Menschen, die in diesen Stadtteilen leben, ist finanziell schwierig. So muss bspw. in Altendorf und Altenessen fast jedes dritte Kind von existenzsichernden Leistungen leben. Daher ist es umso wichtiger, dass gerade in diesen Stadtteilen die Erziehungsberechtigten die Möglichkeit haben, auf ein entsprechendes Angebot zurückgreifen zu können.

Ein wohnortnahes, finanzierbares Angebot kann auch dazu beitragen, das Interesse von Familien mit Migrationshintergrund an der Betreuung zu erhöhen und damit die über 20 Prozent geringere Beteiligungsquote der Kindern an der Betreuung zu senken. Deshalb begrüßen wir es, dass die Verwaltung hierzu ein Konzeptvorschlag im Arbeitskreis „frühkindliche Bildung“ erarbeitet. Das erarbeitete Konzept und die Ergebnisse des Arbeitskreises „Sprache“ gehören auch in die Beratung der Fachausschüsse. 

Schließlich ist die Zahl der Kinder, die mit massiven Sprachrückständen in die Grundschule starten, trotz Prüfung des Bedarfes an Sprachbildungsgruppen hoch. Das zeigt, dass wir mit der Sprachförderung eher als zwei Jahre vor dem Schulbeginn einsetzen und uns dem Thema verstärkt zuwenden müssen. 

Ein weiteres Problem sehe ich darin, dass nicht klar ist, was die Stadt machen will, wenn Träger abspringen. Hier fehlt ein Plan B. Dabei gibt es in Gelsenkirchen ein gutes Beispiel. Dort übernimmt die Stadt selbst die Trägerschaft, wenn Projekte zu scheitern drohen. Trotz der angespannten Haushaltslage braucht es im Interesse der Kinder Überlegungen, wie wir in solch einem Fall mehr kommunale Verantwortung übernehmen können.

Insgesamt zeigt die Vorlage, dass sich in den letzten Jahren viel in der Essener Kitalandschaft bewegt hat – zum Glück für die Eltern und Kinder. Aber sie zeigt auch, dass wir längst nicht am Ziel sind. Wir brauchen eine gerechte Verteilung der Angebote über alle Stadtteile hinweg, klare Notfallpläne und mehr Qualität – insbesondere bei der sprachlichen und inklusiven Bildung. Dazu braucht es den politischen Willen, die Fehler der letzten Jahre nicht noch weiter in die Länge zu ziehen. Als Linke werden wir das Thema weiterhin kritisch begleiten.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!