Kommission Kunst im Öffentlichen Raum

Reden

Mit der heutigen Einrichtung einer Kommission „Kunst im öffentlichen Raum“ betreten wir in dieser Stadt Neuland in der Auseinandersetzung mit der bereits bestehenden und der neu zu schaffenden Kunst im Öffentlichen Raum.

Es geht perspektivisch nicht mehr nur darum, an welchen Orten man im Stadtbild auf Kunst treffen kann, von der man sich in den Bann gezogen fühlt oder aber auch nur unverständlich kopfschüttelnd vorübergeht, weil man mit der Kunst, die einem begegnet, nichts anfangen kann. 

86 Kunstwerke an der Zahl finden sich in unserer Stadt laut Wikipedia, Landmarken eingerechnet. Viele davon befinden sich an zentralen Orten wie im Stadtgarten, Grugapark, auf Zollverein oder im Moltkeviertel.

Darunter gibt es ein paar Ausreißer, wie die „Säulen“ von Johannes Brus in Frohnhausenoder „Der Mann aus der Enge hervortretend“ von Waldemar Otto in Holsterhausen.

Mit dem Beschluss treten wir heute auch, genau wie der Mann aus der Enge hervor, aus der Enge des bisherigen Umgangs mit der Kunst im Öffentlichen Raum dieser Stadt, wollen nach 27 Jahren mal etwas Neues wagen.

Es geht nicht mehr nur um Juryarbeit, sondern um ein neues konzeptionelles Herangehen, passend zu der Idee der Folkwang Dekade für diese Stadt.

Perspektivisch will der Rat sich stärker mit dem auseinandersetzen, was es schon an Kunst im Öffentlichen Raum gibt, mehr für deren Erhaltung und Wahrnehmung tun, und das jenseits der Frage, ob und wie die Kunstwerke beschriftet werden sollen.

Wir hoffen, dass so Kunst im Öffentlichen Raum auch als Thema der Stadtgestaltung nicht nur für die Innenstadt und die hierfür bereits bekannten Orte gedacht wird, sondern auch stärker in die Stadtteile und Quartiere gebracht wird. 

In Stadtteile und Quartiere, wo eine Menge Künstlerinnen und Künstler schon zu Hause sind, wie die lange Liste der Kunstspur jedes Jahr beweist und die sicherlich ein hohes Interesse daran haben, an künstlerischen Interventionen im Öffentlichen Raum mitzuwirken.

Einer Kultur für alle, ohne das man zur Begegnung erst ein Museum aufsucht oder eine Galerie. Kunst, erleben im Vorbeigehen, die gleichzeitig das Bild des Platzes, auf dem sie steht neu erlebbar macht, neu definiert. 

Diese Kunst nicht nur „hinzustellen“, sondern auch in einen Austausch zu treten mit den Menschen, die diesen Platz in der Stadt nutzen, den Künstler:innen, den Stadtgestaltern, ob und warum diese Kunst seinen Platz finden kann, wird die große Herausforderung sein.

Welche Effekte das haben kann, hat man im Zuge der Restaurierung der Säulen von Johannes Brus auf dem Frohnhauser Markt gesehen, damals angestoßen durch Jutta Pentoch und eingeläutet durch eine „Verhüllung“ einzelner Elemente durch Bürger:innen, um auf den Zustand des Werkes aufmerksam zu machen.

Nicht nur die Neugierde bei den Kindergartenkindern an Kunst wurde geweckt, selbst Frohnhauser:innen sahen und sehen den Markt jetzt mit ganz anderen Augen, wissen mehr über die Gestaltung der Säulen.

Um diese Kommission mit neuer Fachexpertise zu besetzen, gibt es einen Vorschlag der Verwaltung. Den bunten Mix aus Verwaltung, Stadtplanung, Kunstschaffenden, Vertretern der Folkwang Idee in der Stadt, der Wissenschaft und der Politik halten wir für zielführend.

Für diesen neuen Prozess des Umgangs mit Kunst im öffentlichen Raum, braucht es aus unserer Sicht von Beginn an Transparenz und die Einbindung all jener Gremien, die dem Rat, dem Ausschuss für Stadtplanung und Bau bzw. dem Kulturausschuss oder den Bezirksvertretungen beratend zur Seite stehen.

Deshalb halten wir es wie CDU und Grüne für sinnvoll, auch die Kulturbeauftragte oder den Kulturbeauftragten des jeweiligen Bezirkes einzubinden und das Vorschlagsrecht bei der Besetzung der Kommission für die zu benennenden Personen aus dem Bereich regional/überregional schaffende Künstler/innen und Kulturschaffende auf den Kulturbeirat zu übertragen. Schließlich haben wir in der letzten Ratssitzung gerade jenem Gremium die Aufgabe übertragen, den Rat in Fragen der Kultur zu beraten.

Bei der Findung der Architektin/des Architekten und der Stadtplanerin bzw. dem Stadtplaner schlagen wir die Einbindung des Arbeitskreises 2030 vor. Während es im Kulturbeirat um Geschichte und Denkmalpflege von Kunst und Kultur geht, setzt sich der Arbeitskreis 2030 mit Fragen der Architektur, des Handwerks und Kunsthandwerks, der Wirkung von Kunst im Stadtraum auseinander. Eine Expertise auf die man nicht verzichten sollte. 

Bis heute kann sich der Ausschuss für Stadtplanung und Bau, bei konkreten Projekten vom Akr Essen 2030 beraten lassen, wenn diese für die Qualität und die Erhaltung des Stadtbildes von erheblicher Bedeutung und umstritten sind. Und Kunst im Öffentlichen Raum kann ein sehr streitbares Thema sein, hat Einfluss auf das Stadtbild. Gründe, um den Arbeitskreis, dem seit 30 Jahren in seiner interdisziplinären Besetzung hohe Fachkompetenz zugeschrieben wird, an der Stelle mit ins Boot zu holen. Selbst die Bauministerin Ina Scharrenbach lobte vor zwei Jahren nach ihre Diskussion mit dem Gremium zu Wohnungsbaufragen den Austausch.

Wir wollen mit der Erarbeitung eines Leitbildes starten, erstmals wieder seit Jahren in die Kunst für alle investieren, die kein Dach braucht und will. Dafür braucht es aus unserer Sicht aber von Beginn an auch eine umfängliche Beteiligung der Politik, so wie sie bei der Besetzung des Kulturbeirates gegeben ist.

Die Beschränkung auf drei Fraktionen, die sich über ihre Vertreter:innen mit Ideen, Anregungen in die Arbeit der Kommission einbringen können, die den Stand von Arbeitsprozessen, Abwägungen und Entscheidungen aus erster Hand innerhalb ihrer Fraktionen diskutieren können, halten wir für nicht angemessen, nicht zielführend und nicht transparent. 

Auf diese Weise können die anderen politischen Vertreter:innen erst dann ihre Positionen einbringen, wenn die Kommission ihre Empfehlungen zu Ende gedacht hat. Der Austausch kann nicht in der gemessenen Breite geführt werden, der Informationsfluss wird unterbrochen, was im Nachgang zu einer Verlängerung des Diskussionsprozesses führen kann. 

Jede Fraktion im Rat im Rat sollte in die Lage versetzt werden, vom Beginn des Prozesses an beurteilen zu können, wie gut die immerhin 500.000 Euro im Haushalt angelegt werden. Ein Betrag der hoffentlich in dieser Größenordnung perspektivisch auch über die nächstenJahre so fortgeschrieben wird. 

Deshalb beantragen wir, dass jede Fraktion ein Mitglied in die Kommission entsenden kann und bitten für die so geänderte Variante der Besetzung der Kommission um ihre Zustimmung.