Neuer Gedenkort für "Schwarze Poth"
Wir begrüßen den Antrag der vier Fraktionen, einen neuen Gedenkort zur Erinnerung an die 150 Zwangsarbeiter im KZ-Außenlager Schwarze Poth zu schaffen.
Erstaunt hat uns jedoch die Aussage im Kulturausschuss, dass nun das Kulturamt ein Konzept erarbeiten soll. Denn vor vier Jahren haben wir einen ähnlichen Antrag zur Erarbeitung eines gesamtstädtischen Erinnerungskonzepts gestellt – dieser wurde damals abgelehnt. Schon damals war der verwahrloste Zustand des Erinnerungsorts Schwarze Poth der Anlass.
Und deshalb lassen wir auch nicht das Argument gelten, dass ein Ideenwettbewerb, wie es Prof. Georg Ruhnau – Essener Architekt und Sohn des Schöpfers der Installation – vorgeschlagen und von uns beantragt worden ist, erst danach diskutiert werden kann,er womöglich zu viel Zeit in Anspruch nehmen würde. Denn die Zeit haben sie vertrödelt.
Uns eint aber das Ziel: Aus dem temporären Kunstwerk „Stadtwunde“, das an das KZ-Außenlager erinnert, soll ein dauerhafter Ort des Gedenkens, der Auseinandersetzung und Begegnung entstehen.
Die durch Herrn Al Ghusain vorgestellten ersten Überlegungen des Stadtarchivs zur Beteiligung halten wir für sinnvoll. Die Einladung an die Öffentlichkeit, über den Forschungsstand zum KZ-Außenlager zu informieren, den weiteren Weg der Erforschung darzustellen, ist ein guter Weg, damit andere ihr Wissen einbringen können. Ziel sollte es sein, den Zwangsarbeitern verschiedener Nationen ein Gesicht zu geben.
In ihrem Antrag heißt es, der neue Gedenkort solle über eine einfache Erinnerungstafel hinausgehen – auch ein neues Kunstwerk sei denkbar.
Wenn Georg Ruhnau, der Sohn des Architekten, vorschlägt, einen Wettbewerb für neue Ideen auszuschreiben, halten wir das für den richtigen Weg. So kann die Öffentlichkeit einbezogen werden, Jugendliche, Bürgerinnen und Bürger aller Altersgruppen. Es geht darum, einen geeigneten Ort mit historischer Relevanz zu finden, der die Erinnerung sichtbar und zugänglich macht und von der Öffentlichkeit angenommen wird. Erste Vorschläge für mögliche Orte gibt es bereits, etwa die Rathausgalerie oder den Friedensplatz.
Die Gestaltung des Wettbewerbs liegt in unserer Hand und könnte auch direkt in das Konzept einfließen.
Mit der 2021 geschaffenen Kommission „Kunst im öffentlichen Raum“ haben wir ein Gremium, das bei der Auswahl und Bewertung mitwirken kann. So wird neben der Expertise des Hauses der Geschichte auch die Expertise der berufenen Stadtplaner, Architektinnen sowie Kunst- und Kulturschaffende eingebunden – und nicht zuletzt die Stadtgesellschaft selbst.
Erinnerungsarbeit an die Verbrechen der Nazis ist eine immerwährende Aufgabe. Erinnerungsorte im öffentlichen Raum sollten deshalb auch auf ihre Wirkung und Erreichbarkeit, die Wahrnehmung und der Möglichkeit der weiteren Information auch immer wieder hinterfragt werden.