Sichere Schulwege in Rüttenscheid

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, werte Kolleginnen und Kollegen, liebe Zuschauende,

Die verkehrlichen Zustände rund um das Helmholtz-Gymnasium, die Andreasschule, das Maria-Wächtler-Gymnasium und die Bertha-von-Suttner-Realschule in Essen-Rüttenscheid sind seit langem problematisch und bekannt – dank des Engagements der Schulpflegschaft, des Bürgerforums Rüttenscheid und Fuß e.V. Wenn die neue Interimsschule an der Rosastraße vor den Herbstferien eröffnet wird, wird sich die Situation nicht verbessern, sondern eher verschärfen.

In einem offenen Brief an Sie, Herr Oberbürgermeister, haben die Schulpflegschaftsvorsitzenden die Lage klar beschrieben: „Zu Schulbeginn und -ende müssen unsere Kinder ein verkehrliches Nadelöhr durchqueren, das täglich gefährliche Situationen für sie schafft. Autos, Fahrräder und Fußgänger treffen dort wie im Wilden Westen ungeordnet aufeinander. Wir sind in höchstem Maße um die Sicherheit unserer Kinder besorgt, und jüngste Ereignisse bestätigen dies.“

Gemeint sind zwei Unfälle: Ein Schüler wurde auf dem Weg zum Schwimmunterricht angefahren und eine Lehrkraft wurde auf dem Fahrrad von einem Auto erfasst. Zum Glück sind beide wohlauf.

Es kann aber doch nicht sein, dass Straßenbereiche erst zum Unfallschwerpunkt erklärt werden müssen, ehe präventive Maßnahmen ergriffen werden. Trotz jahrelanger Proteste, Ortsbegehungen und konkreter Vorschläge hat die Verwaltung bislang nicht reagiert. Begründungen gefunden, warum etwas nicht geht. Nicht einmal einfache Maßnahmen wie Zebrastreifen auf der Rosa- und der Von-Einem-Straße wurden umgesetzt – und das, obwohl Schüler diese Straßen täglich überqueren, auch um zwischen den Schulgebäuden, der Mensa, den Turnhallen und dem Schwimmzentrum hin- und herzuwechseln. Dabei haben Kinder einen ganz anderen Blick auf den fließenden und ruhenden Verkehr als Erwachsene.

Deshalb haben wir das Konzept für sichere Rad- und Fußwegeverbindungen beantragt. Dieses Konzept sollte gemeinsam mit den Betroffenen diskutiert und Vorschläge der Schulpflegschaften und des Bürgerforums berücksichtigt werden.  Schließlich bildet das ganze Gelände einen einzigen großen Schulcampus. Und wo hat man schon davon gehört, dass auf einem Schulcampus Autos fahren?

Wir unterstützen daher den Vorschlag der Elternschaft und von Fuß e.V., die Rosa- und die Von-Einem-Straße im Bereich der Schulen für den Autoverkehr zu sperren. Ein Teil der Straßen- und Parkflächen könnte begrünt werden, um Aufenthaltsflächen für die Schülerinnen und Schüler zu schaffen – besonders für jene der Interimsschule, die keinen eigenen Schulhof hat. Außerdem könnte das Gelände so auch zu einer Erholungs- und Aufenthaltsfläche für das ganze Quartier werden.

Auch für Radfahrer würde sich die Situation verbessern. Zwar führt ein Teil des Hauptroutennetzes über die Von-Einem-Straße, aber eine Sperrung für den PKW-Verkehr würde bedeuten, dass Radfahrer zumindest an dieser Stelle keine Autos im Blick haben müssten – auf die Schülerinnen und Schüler müssen sie so oder so achten.

Natürlich verstehen wir, dass die umliegenden Anwohner die Parkflächen nutzen. Deshalb sollte die Frage der Parkplätze mitgedacht werden. Letztlich handelt es sich aber um eine Güterabägung: Verbesserung der Schul- und der Aufenthaltsqualität und der Sicherheit für die Schülerinnen und Schüler aber auch für Bewohner und Radfahrende  - oder gute Parkmöglichkeiten.

Vielleicht wären wir schon ein bisschen weiter, wenn unsere Anträge zur Schulwegsicherheit angenommen worden wären, etwa  Halteverbote vor Schulen und zusätzliche Stellen für die Entwicklung von sicheren Rad- und Fußwegen. Die Verwaltung hat festgestellt, dass es diese Mehrstellen zur Umsetzung braucht. Beide Anträge wurden allerdings von der Ratskooperation aus CDU und Grünen abgelehnt, obwohl Sie die Verwaltung selber beauftragt haben, zu prüfen wie die Bedarfe hierfür sind.

Immer wenn es ernst wird kneifen Sie allerdings, meine Damen und Herren von CDU und Grüne, selbst wenn Sie sich durch ihre Teilnahme an den Mahnwachen der Schulpflegschaft ein umfassendes Bild machen konnten. Morgen ist es einen ganzen Monat her, als wir Ihnen und den anderen Fraktion unseren Antrag als gemeinsamen Antrag vorgeschlagen haben. Darauf hat sich niemand bei uns zurückgemeldet. Stattdessen haben Sie mit der SPD einen Kompromiss ausgehandelt und kommen drei Stunden vor der Ratssitzung mit einen gemeinsamen Antrag, der erst mal auf Zeit setzt.

Die Verwaltung soll erst eine fachliche Ersteinschätzung geben und dann im Februar eine umfassende  Fachbeurteilung. Wir ahnen jetzt schon wie das Ganze ausgeht: Die Verwaltung wird zu dem Schluss kommen, dass es dort keinen Unfallschwerpunkt gibt, weil viele kleinere Unfälle oder Fastunfälle erst gar nicht in der Statistik auftauchen.  Vielleicht wird noch der eine oder andere festgestellte Mangel in der Verkehrssicherheit behoben werden. Immerhin hat dann unser Antrag bewirkt, dass nach Jahren der Untätigkeit wenigstens das passiert.

Aber eine Verbesserung der Lebens- und Aufenthaltsqualität wird damit nicht erreicht werden.