Analyse und Förderung des Ausbildungsstandortes Essen

Eine Analyse und Förderung des Ausbildungsstandortes Essen halten wir auch als linke Fraktion für wichtig. Denn überall werden händeringend Handwerkerinnen und Handwerker gesucht - gleichzeitig bleiben aber jedes Jahr viele Ausbildungsplätze unbesetzt. Die Corona-Pandemie hat diese Entwicklung, die seit Jahren spür- und sichtbar ist, noch zusätzlich verschärft.

 

Wie die SPD in der Begründung ihres Antrags schreibt, lag die Zahl der Ausbildungsverträge deutschlandweit 2020 erstmals seit 40 Jahren unter der 500.000er Marke. Und auch die Stadt Essen bildet dabei leider keine Ausnahme: laut Agentur für Arbeit waren in Essen Ende März 2021 noch 1.475 Bewerberinnen und Bewerber unversorgt. Dem standen 1.388 noch unbesetzte Ausbildungsstellen gegenüber.

An sich sollte die Rechnung also ziemlich gut aufgehen, doch dem ist ist nicht so. Die Gründe dafür sind vielfältig und sollen mit dem Antrag der SPD gleichzeitig aufgezeigt und angegangen werden. Dies halten wir für richtig, denn wir können uns als Großstadt Essen nicht bloß auf Bundes- und Landesprogramme verlassen, sondern müssen die berufliche Zukunft unserer Auszubildenden auch vor Ort garantieren.

 

Die dargestellten Schritte können dazu einen Beitrag leisten. Deshalb unterstützen wir als linke Fraktion die sinnvollen Vorhaben, die die SPD mit ihrem Antrag erreichen will. So dient er auch der Stärkung des Dualen Systems in der Ausbildung, das anderen Ländern zurecht als Vorbild dient und auch dafür sorgt, dass die Arbeitslosenquote unter Jugendlichen in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern relativ gering ist.

Aus unserer Sicht sollten neben den von der SPD aufgeführten Punkte noch das Wohnen für Azubis und die Wege vom Wohn- zum Lern- bzw. Ausbildungsort mitgedacht werden. Denn neben einer besseren Entlohnung, die für eine eigenständige Existenz Auszubildender wichtig ist, würden zwei Drittel der Auszubildenden nach dem DGB-Ausbildungsbericht gerne in einer eigenen Wohnung leben - sie können es sich aber nicht leisten. Zudem kann über ein Drittel der Auszubildenden den Betrieb nicht gut oder gar nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen, wobei drei Viertel der Befragten Interesse an einem Azubi-Ticket haben. Auch die Bezugnahme auf die Erkenntnisse der Schulentwicklungsplanung, wie es CDU und Grüne in ihrem Antrag fordern, erscheint sinnvoll, ist aber mit dem SPD-Antrag auch nicht ausgeschlossen.

Insgesamt ist auch dieser Antrag leider ein Opfer von parteipolitischen Spielen hier im Rat geworden, denn er wird seit einem halben Jahr von CDU und Grünen geschoben, damit sie jetzt einen eigenen ähnlichen Antrag einbringen konnten. Wir werden uns hier aufgrund des Vorgehens und weil der Antrag hinter dem der SPD zurückbleibt, enthalten, dem SPD-Antrag stimmen wir zu.