Zwischenbericht zur (Post-)Corona-Strategie in Essen

Corona ist leider immer noch ein Teil unseres Lebens und wird es auch weiter sein. In der vorliegenden Vorlage schreiben Sie daher richtigerweise, dass „inzwischen von einer (Post-)Corona-Strategie gesprochen werden“ kann, wobei das „Post“ in Klammern steht. Es bedarf also einer anhaltenden Unterstützung während der Pandemie und nicht bloß einer Aufarbeitung der Folgen nach Corona.

 

Sie stellen mit der Vorlage dar, welche Mittel und Maßnahmen in welcher der vier Fördersäulen veranschlagt wurden. Die Darstellung fällt unserer Ansicht nach aber an mancher Stelle etwas knapp aus. So wird nicht klar, warum verschiedene Mittel nicht verausgabt wurden und was mit den Restbudgets geschehen soll. Insgesamt wird zudem nicht dargestellt in welche Bezirke die Mittel geflossen sind. Angesichts massiver Ungleichheiten zwischen den Stadtteilen wäre dies unserer Ansicht nach wünschenswert gewesen, da die Mittel - nach dem Prinzip „Ungleiches ungleich behandeln“ - vorrangig in die Stadtteile fließen sollten, die besonders von Kinderarmut betroffen sind.

 

Als LINKE haben wir uns Gedanken gemacht und Meinungen dazu eingeholt, wo der - leider recht enge - Corona-Schuh gerade am meisten drückt.

Wie Sie sicherlich wissen, hat sich die Zahl der Schüler aller Schulformen, die coronabedingt nicht am Präsenzunterricht teilnehmen können, in NRW in den letzten Monaten auf mehr als 100.000 verdoppelt. Schülerinnen, Eltern und Lehrkräfte kommen daher schon lange an in ihre Grenzen.

Besonders die Kehrtwende des Landes, ergänzend zu den PCR-Pool-Testungen keine PCR-Einzeltestungen mehr zu nutzen, sorgte zuletzt für Unsicherheiten - manche sprachen sogar von einem Testchaos an den Schulen. Die neue Verfahrensänderung, dass die Schnelltests nicht mehr an den Schulen, sondern zu Hause durchgeführt werden sollen, ist nun die fünfte ihrer Art.

Mit dem von uns eingebrachten Antrag sollte die Verwaltung gemeinsam mit den privaten Corona-Teststationen ein Konzept entwickeln, wie die Grundschulen bei den Testungen unterstützt werden können. Vorrangig sollte geprüft werden, inwiefern Mitarbeitende der privat betriebenen Teststationen - insbesondere jene, die sich in der Nähe von Schulen befinden - die Schulen direkt vor Ort unterstützen können, beispielsweise mit Test-Bussen vor der Schule. Ziel sollte es sein, sowohl Eltern als auch Lehrkräfte weitestgehend von der Belastung durch die Testungen zu entlasten, wofür sich auch die GEW starkmacht. Kinder sollten möglichst vor der Schule und nicht erst in der Schule getestet werden, damit der Unterricht einerseits störungsfrei ablaufen kann und andererseits keine Kinder in die Schule kommen, die corona-positiv sind.

Nun kommt uns die schwarz-gelbe Landesregierung zuvor und befreit zumindest die Lehrkräfte vom Dilemma der Testungen. Anstatt allerdings selber Verantwortung zu tragen und bspw. in eine ähnliche Richtung zu gehen, wie wir es mit unserem Antrag fordern, wird die Last auf die Familien übertragen. Es ist zu hoffen, dass das neue Testverfahren mehr Planbarkeit in den Alltag aller Beteiligten bringt.

Mit dem zweiten von uns eingebrachten Punkt wollten wir erreichen, dass die Essener Grundschulen, die bisher nicht hinreichend ausgestattet sind, bis zur Umsetzung eines Konzeptes mit der benötigten Schutzausrüstung wie z.B. Gesichtsschirme, Handschuhe usw. versorgt werden. Dies ist nun nicht mehr nötig. Wir ziehen daher die ersten beiden Punkte unseres Antrages zurück.

Neben der direkten gesundheitlichen Gefährdung durch das Virus müssen aber auch die psychischen Folgen der Pandemie bekämpft werden, wie sie es ja auch mit der (Post-)Corona-Strategie tun wollen. Gerade Jugendliche leiden vermehrt unter Ängsten, Depressionen und  Suizidgedanken. So haben im Vergleich zur Vor-Pandemie-Zeit Verhaltensauffälligkeiten, vor allem bei jungen Mädchen, stark zugenommen. Nach einer aktuellen Studie des Uniklinikums Essen haben sich die Zahlen im Vergleich zum ersten Lockdown mehr als verdoppelt. Dabei ist deutlich sichtbar, dass Jugendliche besonders betroffen sind, da die Pubertät eine besondere Lebensphase darstellt.

Da dies mit dem aktuellen Zwischenbericht zur (Post-)Corona-Strategie nicht geschehen ist, soll die Verwaltung darstellen, welche der genannten Punkte unter HB4: „Strategien zum Umgang mit (psychischen) Belastungsmomenten bei Kindern, Jugendlichen und Familien“ aus dem letzten Zwischenbericht in welcher Form umgesetzt worden sind und welche weiteren Maßnahmen geplant sind,

um psychische Belastungen, die bei Jugendlichen durch die Corona-Situation entstanden sind, durch niedrigschwellige Angebote auffangen zu können.

Anregend möchten wir noch auf ein in Bochum laufendes Pilotprojekt aufmerksam machen, bei dem Schülerinnen von Psychologiestudierenden unterstützt werden. So können die Jugendlichen unbefangen über ihre Schwierigkeiten reden und die Studierenden können niedrigschwellige Praxiserfahrungen sammeln. Die Verwaltung soll dies in ihre Überlegungen mit einbeziehen und prüfen, wie gemeinsam mit der Universität Duisburg-Essen ähnliche Formate umgesetzt werden können.