Bundesinstitut für Fotografie

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

werte Kolleginnen und werte Kollegen,

werte Zuhörerinnen und Zuhörer,

der Bürgerinitiative um das Deutsches Fotoinstitut von Dr. Richard Kiessler und Dr. Axel Wiesner sowie den unterschiedlichen Institutionen wie dem Ruhrmuseum, Museum Folkwang, Folkwang UNI und andere in unserer Stadt sei gedankt. Mit ihren Bekundungen und dem Bekenntnis von Fachleuten aus dem ganzen Ruhrgebiet zum Standort Essen, der nicht verhallen wollenden Kritik an der Entscheidung des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages haben sie wesentlich mit dazu beigetragen, dass heute im Rat der Stadt der Beschluss gefasst werden soll.

Dabei ging es ihnen nicht allein darum, auf die Ergebnisse des Expertenkommission, eingesetzt von der ehemaligen Staatsministerin für Kultur und Medien Monika Grütters, oder die von ihr beauftragte Machbarkeitsstudie zu verweisen, sondern darzustellen, inwieweit sich die Sammlungen in Sachen Fotografie, die Expertise zu den Sammlungen, aber zu deren Erhalt, Sicherung, Bewahrung, Aufarbeitung und Präsentation von Vor- und Nachlässen herausragender deutscher Fotografen vom Düsseldorfer Ansatz des Starfotografen Andreas Gursky unterscheiden.

Ein deutsches Fotoinstitut muss aus unserer Sicht grundsätzlich den verschiedenen Bereichen fotografischen Schaffens seit dem Beginn der Fotografie in den 30 er Jahren des 19 Jahrhunderts Rechnung tragen. Ohne die Einbindung von Essen würde es weder dem Namen, noch dem Ziel der Gründung gerecht werden.

Ob im Dortmunder Baukunstarchiv, dem Folkwangmuseum, den Sammlungen des Ruhrmuseums, der Industriemuseen des LVR. Hier finden sich Nachlässe von Fotografen die journalistisch und dokumentarisch die Entwicklung der Industrieregion Ruhrgebiet erfasst haben. Damit verfügt die Region nicht nur über ein umfangreiches Wissen über Bau- und Industriegeschichte, sondern auch über die Entwicklung der sozialen Bewegungen im Ruhrgebiet. Bedeutende Fotografien haben  die Auswirkungen der engen Verknüpfung von Industrieentwicklung auf die Lebensumstände von Arbeitern und Arbeiterinnen fast dokumentarisch festgehalten. Politischen Kämpfe und den Widerstand, ob nun gegen die Besetzung des Ruhrgebietes von 1923-25 durch Frankreich und Belgien oder der Zeit des Nationalsozialismus kann man wie in keiner anderen Region in Deutschland auf engstem Raum und Vielfalt finden. Der Dortmunder Erich Grisar der zwischen 1928-1933 mit seinen Schwarz-Weiß-Bildern im Stil der Sozialreportage Themen des Arbeits- und Alltagslebens im Ruhrgebiet im Arbeitermilieu präzise beobachtet und festgehalten hat, ist ein solches Beispiel.

Deshalb ist es uns wichtig darauf zu verweisen, was die Antragstellerinnen „nur“ in der Begründung  formuliert haben: die Einbindung von Institutionen des Ruhrgebietes in die Diskussion und Umsetzung. Nur über die Einbindung der Szene werden auch die möglichen Entscheidungen über die Ausgestaltung der Arbeit des Deutschen Fotoinstitutes transparent und nachvollziehbar, können sich Persönlichkeiten wie der Kurator und Fotoexperte Peter Liedtke, der sich um die Sammlung zeitgenössischer Fotografien beim Pixelprojekt_Ruhrgebiet verdient gemacht hat, einbringen. Denn auch hier spielt die Verbindung zwischen politisch-sozialen und der technisch-industriellen Entwicklung in der Fotografie eine Rolle.

Wenn es dann so schnell gehen würde, wie die Formulierung des Antrages von CDU/SPD/Grüne und FDP, wo in der Diskussion im Kulturausschuss schon nochmal deutlich wurde, dass ein jeder der Antragstellerinnen eigentlich doch ein wenig seinem ersten Antragsaufschlag nachtrauert, dann dürfte es bald möglich sein, dass für das bereitstehende Grundstück auf Zollverein eine konkrete bauliche Lösung für das Institut zu entwickeln.

Vor zwei Jahren haben alle Fraktionen und Gruppen im Rat, bis auf die AfD, die Dringlichkeitsentscheidung nicht nur gebilligt, sondern ausdrücklich begrüßt, dass ein geeignetes Grundstück in unmittelbarer Nachbarschaft zur Folkwang Universität der Künste auf dem Areal des UNESCO-Welterbes Zollverein als Standort dauerhaft zur Verfügung steht. Keine VertreterInnen im Rat bis auf genannte Fraktion hatte Einwände gegen die Bereitstellung von Haushaltsmittel in Höhe von bis zu 4,9 Millionen.

Wenn man mit diesem Antrag, die bereits in die Wege geleiteten Bemühungen des Oberbürgermeisters im Wissen um die Ergebnisse des Gutachtens von Professor Siekmann, auch mit ausgelöst auf Druck der Bürgerinitiative, als Signal in Richtung Bund, Land und Stadt Düsseldorf senden will, sollte man den Hang zum Aus- und Abgrenzen, Liebe CDU, mal ablegen. Wir waren, sind und werden Befürworter dieses großartigen Projektes bleiben, eben auch wegen der genannten Besonderheiten der Ruhrgebietsfotografie.