Daniel Kerekeš: "Brauchen wir eine Graffiti Taskfroce?"

Daniel Kerekeš

Graffiti Taskforce, das klingt so männlich, so knallhart handelnd. Bedenkt man, dass der Begriff aus der Militärsprache der USA kommt, dann verwundert das nicht. Der Antrag kommt wegen seines Tones ein bisschen wie in einem Law & Order Gewand daher, obwohl viel Richtiges in ihm steht. Und wenn die GrüKo was richtiges tut, kann man das auch benennen:

Reinigung von Schmierereien, Schaffung von Arbeitsplätzen für Langzeitarbeitslose, Mängelmelderapp aufmotzen und neue Flächen zum Sprayen schaffen. Vorausgesetzt diese ganzen Prüfaufträge überleben die Verwaltung, dann ist das eine gute Sache. Doch wie immer steckt der Teufel im Detail. Wir können daher gemeinsam noch ein bisschen was an dem Antrag verbessern und rausholen.

Lassen sie uns diese Gruppe zunächst einfach mal „Projektgruppe“ nennen, anstatt Taskfroce. Denn das ist es doch am Ende? Und lassen sie uns Jugendliche und Künstlerinnen und Künstler in die Projektgruppe mit einbeziehen. 

Und am wichtigsten die Änderungen in Punkt sieben des Antrags: wir brauchen nicht nur Flächen für „Projektbezogene Graffitis“, sondern auch für das freie sprayen, so wie es Lissabon und London seit Jahren haben. Freies Sprayen das an prominenten Orten möglich ist und nicht im letzten Winkel. Anders wird man Schmierereien und Co. Nicht in den Griff bekommen. Denn wie sollen Junge Menschen, die Bock aufs Sprayen haben, üben und direkt „kunstvolle“ Werke schaffen, wenn sie nicht einfach irgendwo hingehen können? Ohne Voranmeldung. Ohne belehrende Projektleiter:innen. Wenn wir das nicht anbieten, dann wird sich nichts ändern, denn solche Schmierereien gehören irgendwie zur europäischen Zivilisation dazu: Es gibt sie seit der Antike und können heute noch in Pompeji besichtigt werden. Dazu empfehle ich das Buch: „Botschaften aus dem Alten Rom: Die besten Graffitti der Antike von Karl-Wilhelm Weeber“

Und nur ein kleines Wort zum braun-blauen Antrag: Schämen sie sich, schämen sie sich einen solchen Antrag einzubringen. Kaum einen Tag, nachdem Essen stellt sich quer auf rechtsradikale Schmierereien in Essen-Steele hinwies. Schmierereien, die die Opfer des rechtsterroristischen Anschlags von Hanau verhöhnten und zeigen sollen, dass man auch in Essen Angst vor Neonazis haben muss. Und Ihnen fällt nach einer solchen rassistichen Aktion nichts besseres ein, als einen Antrag einzureichen „der die Antifa Szene“ in den Fokus nehmen soll? Dabei sollten wir über rechtsradikale Schmierereien genauso sprechen wie über rechtsradikale Umtriebe und Gewaltdelikte. Ich zitiere die Essen stellt sich quer Bewertung des braunblauen Antrags

„Eine widerwärtige, niederträchtige, menschenverachtende aber zutiefst erwartbare Reaktion einer Partei, die aus Gründen wie diesem als der parlamentarische Arm der extremen Rechten gilt.“

Wir bitten um Zustimmung zu unserem Änderungsantrag und natürlich um Ablehnung des Antrags der braun-blauen, was anderes kommt ja hier überhaupt nicht in die Tüte.