Daniel Kerekeš: "Innenstadtentwicklung"

Anstelle von Beton- und Steinwüsten wollen wir als Linke eine lebendige Stadt, die zum Verweilen einlädt. Die Innenstadt muss eine grüne Oase werden, in der wir uns als Bürgerinnen und Bürger wohl fühlen können.

Ich finde es gut, dass sie im Antrag von CDU und Grünen etliche Ziele benannt haben, die wir auch teilen: Klimaressilienz, Begrünung, Konzepte für Gastronomie und die erneute verstärkte „Bewohnung“ der Stadt.

Sie schreiben, dass das Konzept unter Anderem unter der Einbindung der Eigentümer erstellt werden soll. Was wir jedoch nicht verstehen ist, warum z.B. nicht auch Gewerbetreibende einbezogen werden. Warum sollte bei der Entwicklung der Innenstadt nicht nur der „Eigentümer“ eines Hauses mitdiskutieren, sondern auch langjährige Akteure wie das GOP, die Männersauna Pluto, die Lichtburg, Gentle-M oder die kleinen Imbisse in der nördlichen Innenstadt? Ich hoffe sehr, dass sie nicht die Pläne des Allbaus teilen, diesen Teil der City zu gentrifizieren. Das würden wir auf jeden Fall ablehnen! Bei der Entwicklung der Innenstadt müssen alle mitgenommen werden. Wir müssen mit den Menschen und nicht über sie sprechen..

Ich begrüße es zudem sehr!, dass wir wieder über öffentliche Toiletten diskutieren. Denn ich kann den Satz „wir haben einen Beschluss von 1993 gegen öffentliche Toiletten“ nicht mehr hören. Es gibt genug Menschen in dieser Stadt, die können es sich nicht leisten, einen Kaffee für 3,50 Euro zu bestellen, um auf die Toilette gehen zu dürfen. Daran sollte die Notdurft nun wirklich nicht scheitern und ich hoffe, das tut sie in Zukunft auch nicht mehr.

Aus kulturpolitischer Perspektive ist es für eine Stadt, die vor 10 Jahren Kulturhauptstadt war, lange Zeit überfällig, ein Beschilderungssystem einzuführen. Das war ja in gewisserweise auch damals mit den blauen Pflastersteinen, dem Kulturpfad, bereits die Idee, die aber wohl nie so richtig zog. Wir hoffen, dass alle bisherigen Einrichtungen und darüber hinaus auch weitere Orte der Kultur und Erinnerung in den Prozess der Beschilderung eingebunden werden. Angebracht wäre es zudem, den Historischen Verein der Stadt Essen mit einzubeziehen.

Ebenso sind wir als Linke der Meinung, dass die Schaffung von Open Air Spielorten eine sehr gute Sache ist, die einer Großstadt gut zu Gesicht stünde. Aber: das darf unserer Meinung nach nicht zulasten des Sonderfonds Kultur gehen. Hier muss nachgesteuert werden, damit die Förderung von Kulturschaffenden am Ende nicht nur auf dem Papier betrieben wird. Die Stadt ist hier in der Pflicht, die Orte, an denen gespielt werden soll, auf eigene Kosten aufzuarbeiten. Nicht die Künstlerinnen und Künstler sollten dafür zuständig sein!

Die Barrierefreiheit, die im Antrag von CDU und Grünen erwähnt wird, muss für das gesamte Quartier gedacht werden, nicht nur für einzelne Bereiche wie Toiletten oder eventuell Bushaltestellen. Was wir brauchen ist eine Innenstadt, die für alle Menschen unserer Stadt und unsere Gäste zugänglich ist!

Was wir in Gänze brauchen ist eine Innenstadtentwicklung, die an den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger ausgerichtet ist, nicht an denen von Investorinnen. Daher erhoffe ich mir viel vom Vorschlag der Verwaltung, aber insbesondere von den Beteiligungsprozessen. Denn die Kreativität unserer Bürgerinnen und Bürger ist das größte Potential, diese Stadt so zu gestalten, das wir die Lebensqualität aller Menschen deutlich verbessern.

Wir brauchen eine Innenstadtentwicklung, die zeitgemäß ist. Von der Steigerung der Aufenthaltsqualität durch die Verminderung des Autoverkehrs bis hin zu einer Belebung der Stadt durch einen neuen Nutzungsmix mit mehr Kultur, bezahlbarem Wohnen, mehr Entsiegelung, mehr Grün, mehr Hochschulnutzungen und modernen inhaber:innengeführten Einzelhandelsformaten.

Auf das Standard Grau. Auf die überall in Deutschland bekannten Geschäfte. Auf eine Politik der Gentrifizierung. Des weiter so, hat niemand mehr Lust. Wir werden den Prozess genau beobachten und eigene Vorschläge einbringen, wenn es soweit ist.