Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept Freiheit Emscher

Mit dem vorliegenden integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept Freiheit Emscher sollen Impulse von den neu entstehenden Gewerbe- und Dienstleistungsansiedlungen in die umliegenden Wohnquartiere beider Städte gelenkt werden, um die Lebensqualität zu steigern.

 

In dem jetzt folgenden Schritt der Verarbeitung der kleineren Integrierten Entwicklungskonzeptionen sollte es darum gehen verstärkt nach Möglichkeiten suchen, die in der Analyse festgestellten strukturellen Verwerfungen, die im Vergleich zur gesamten Stadt bestehen, zu senken.

 

Um dies zu erreichen, sollte die Verwaltung zusammen mit den Institutionen, den Vereinen und Verbänden, der Politik vor Ort überlegen, wie es gelingen kann, bspw. die höher ausgeprägte Arbeitslosendichte in den Stadtteilen, die in 2019 10,7 Prozent betrug oder den deutlich höheren Anteil an SGB II-Bedarfsgemeinschaften zu senken.

Mit welchen Maßnahmen werden wir dem Unterstützungsbedarf der Schüler*innen mit doppelter Staatsbürgerschaft und Zuwanderungsgeschichte, deren Anteile bei den unter 18-Jährigen hier überproportional hoch sind oder dem junger Familien gerecht?

 

Insbesondere im Handlungsfeld Soziale Infrastruktur und Zusammenleben sehen wir hier Chancen neben bewährten Ansätzen, wie dem Quartiersmanagement und dem Quartiersfond, den bereits eingeleiteten Schritte zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung Projekte zu entwickeln, die dieser beschriebenen Ausgangssituation gerecht werden.

 

So halten wir es für richtig und sinnvoll, die Umsetzung des Neubaus der Gesamtschule Nord mit dem Ausbau des bestehenden Angebotes des Stadtteilzentrums Computäiners zu verbinden. Die bereits gesammelten Erfahrungen in der Diskussion um den Bau der Gesamtschule Bockmühle zur Nutzung der Gebäude und des Geländes sollten hier entsprechend einfließen und mit dazu beitragen, Teilhabe von Jugendlichen und Einwohnerinnen und Einwohner zu befördern. Gleichwohl bedarf es bis dahin, Übergangslösungen, um die Angebote bis zur Fertigstellung des Schulneubaus auch an anderen Orten umsetzen zu können.

Darüber hinaus erwarten wir konkretere Projekte und Ausführungen zur Rolle des Kulturamtes, zur Entwicklung der Stadtteilkulturarbeit. Wie will man die Identitätsbildung, den interkulturellen Austausch in den drei Quartieren voranbringen, Denkmäler oder andere kulturhistorisch bedeutsame Orte besser verankern, wenn dem Kulturamt hier keine konkreten Projekte zugeschrieben werden?

Themen gebe es, wie bpws. die Bereitstellung von Ateliers für Kunstschaffende oder die Etablierung von Kunst im Öffentlichen Raum. Wie dringend notwendig das ist, zeigt ein Blick in die vor kurzem durchgeführte Aktion Kunstspur. Ganze zwei Standorte werden da in Altenessen aufgelistet. Das Kulturamt kann hier bei weitem mehr leisten als an der bisher verankerten Aufwertung von Spielplätzen mitzuwirken.

Gerade bei den Spielplätzen sollte man die Wichtung der Vorhaben überdenken. Kraft und Zeit, Personal sollte insbesondere für die Spielflächen in Karnap eingesetzt werden, die durch die Spielraumleitplanung in die Kategorien vier bis sechs eingestuft worden sind.

Städtebau und Wohnen

Bei der Umsetzung der bekannten Instrumentarien zur Aufwertung des Wohnungsbestandes durch Dach- und Fassadenbegrünung, die energetische Aufwertung sollten weitere Überlegungen einfließen, wie in das Beratungsportfolie auch die Umsetzung von Projekten der Erneuerbaren Energien eingebunden werden können, wohlwissend, dass der Fördertopf „Solarinitiative Essen“ bereits im April 2022 ausgeschöpft war.

Die im Konzept beschrieben Ansätze der dreifachen Innenstadtentwicklung – in dicht bebauten Bestandsquartieren mit erheblichen Umweltbelastungen durch wohnungsnahes Grün und klimaschonende Mobilitätsangebote nachsorgend zu qualifizieren – halten wir für zielführend. Bringt es doch ein wenige mehr Umweltgerechtigkeit in den Essener Norden.

Aber auch hier wird es darauf ankommen den Blick nicht nur auf die Neubauvorhaben oder die Bereiche der zentralen Plätze zu richten, um der hohen Fluktuation entgegen wirken zu können.

Ein vertiefender Blick in die vorhandene ökonomische Struktur, die lokale Ökonomie jenseits der umfangreich betrachteten Gewerbeentwicklung finden wir wichtig, um besser den Wünschen der kleinen Unternehmen und Einzelhändler, die dort ansässig sind, gerecht zu werden und dabei auch Möglichkeiten für mehr Beschäftigung vor Ort zu entwickeln. 

Verkehr und Mobilität

Schon im Fachausschuss und in den Bezirksvertretungen haben wir kritisch die Möglichkeiten der schnellen Umsetzung der angedachten neuen verkehrlichen Lösungen hinterfragt. Dabei ist die Senkung der Umweltbelastungen durch eine andere, bessere Anbindung an dem ÖPNV, den Ausbau des Radwegnetzes ein Dauerbrenner. Bestes Beispiel die unbefriedigende Situation des Anschlusses des Stadions von Rot-Weiß-Essen.

Mit der Entwicklung des Gewerbegebietes Freiheit Emscher wird sich durch die Güterverkehre die Problemlage weiter verschärfen.

Lösungen für die Güterverkehre, die Schaffung eines leistungsfähigen ÖPNV-Angebot zur besseren Anbindung der Stadtteile über die jeweiligen Stadtgrenzen hinaus, werden wir nur finden, wenn wir weiterhin intensiv zusammen mit der Stadt Bottrop, jenseits der Finanzierungsfrage aus diesem Programm, daran arbeiten. Dazu gehört die sinnvolle Planung für die sogenannte „Ringbahn“ als Erweiterung der Citybahn bis zum Bottroper Hauptbahnhof, um sie im kommenden Nahverkehrsplan abbilden zu können. Auch die konstruktive Umsetzung des Radschnellweges Mittleres Ruhrgebiets, der bei Straßen.NRW auf Platz 7 gelistet ist und wo die aktuellste Meldung zwei Jahre alt ist, gehört nicht auf die lange Bank geschoben, damit die Einweihung nicht noch 10 Jahre auf sich warten lassen muss.

Bei den Nahmobilitätskonzepte für die drei Stadtteile gilt es neben dem Rad- und Fußverkehr die innere Anbindung des Gebietes an die umliegenden Stadtbereiche und die bisher unzureichenden Anbindung von Orten an den ÖPNV mit zu betrachtet. Schließlich muss es das Ziel sein durch die Kombination der Maßnahmen, eine verkehrliche Erschließung mit den geringsten Belastungen für die Bewohnerinnen und Bewohner zu erreichen. Die kleinteiligen Verkehrskonzepte können hierfür eine Unterstützung sein. Wie komplex das Thema ist, hat die erste BürgerInnenwerkstatt „Umwelttrasse Freiheit Emscher“ vor sechs Tagen gezeigt, wenn dort hohe Sanierungsbedarfe an Brücken benannt werden oder sich die Planung von Alternativtrassen schwierig gestalten.

Wir sind gespannt auf die Ergebnisse der kleineren Integrierten Entwicklungskonzepte (IEK), in denen die heute gesetzten Parameter im Bereich Wohnen und Städtebau, Öffentlicher Freiraum, Verkehr und Soziale Infrastruktur/ Zusammenleben konkretisiert werden. Dabei ist es uns wichtig, dass in den in den kommenden 2 Jahren Bürger:innen beider Städte, Vereine und Institutionen und die Bezirksvertretungen stetig mit eingebunden werden. Schließlich bleibt für die Umsetzung im Rahmen der laufenden EU-Förderperiode dann gerade mal noch 3 Jahre Zeit. Wir wünschen dem Team um Frau Meier und den beteiligten Fachämtern vor allem eins, dass der Förderprozess anders als bei „Starke Quartiere –starke Menschen“ einer Kontinuität in der Förderung unterliegt, damit nicht wie im Vorgängerprogramm die Umsetzung von Projektideen im Bereich Soziale Infrastruktur und Zusammenleben trotz ihrer Notwendigkeit und der vielfachen Bemühungen der Akteure durch Änderungen an der Förderkulisse scheitern.