Essener Kleingartenentwicklungskonzept

Jetzt ist es endlich da, das Konzept für die Schrebergärtnerei in unserer Stadt. Es betrachtet umfänglich alles, um das kleine umzäunte Stück Freiheit Schrebergarten. Im Austausch mit den Nachbarinnen und Nachbarn über den Gartenzaun geht es um mehr als um Düngemittel, Erträge, Pflanzen, Erholung und körperliche Betätigung. Es geht um die großen und kleinen Dinge dieser Welt, wie Fußball, den Geburtstag der Schwiegermutter, oder die bevorstehende Hüftoperation.

Wir alle wissen um die soziale und ökologische Bedeutung von Kleingärten in Essen, insbesondere für jene Menschen mit geringem Einkommen, die in den Stadtteilen leben, die besonders verdichtet sind, wo das Pantoffelgrün vor der Haustür rar ist. Familien mit Kinder sind froh, ihre Freizeit im Freien und im Grünen verbringen zu können. Dort wird Integration gelebt. Die Kleingärtner pflegen die grüne Lunge unserer Stadt und leisten dadurch einen wichtigen Beitrag gegen den Klimawandel auf 2 Prozent der Stadtfläche.

Die wichtige soziale, städtebauliche und ökologische Rolle des Kleingartenwesens wird durch das vorliegende Kleingartenentwicklungskonzept noch einmal verdeutlicht und unterstrichen. Wir danken allen daran Beteiligten für die viele Arbeit.

Der Weg dahin war nicht ganz so einfach, stand doch zu Beginn die Frage im Raum: Worin kann der Wert des Konzeptes liegen? Würde es das Kleingartenwesens stärken oder sollte eher das Ende der einen oder anderen Anlage im Ringen um die Nutzung der immer knapper werdenden Freiflächen in der Stadt damit besiegelt werden? Dass diese kritischen Stimmen ihre Berechtigung haben, kann man auch dem Konzept entnehmen.

Für die Emscherrenaturierung sind im Essener Norden Flächen für 100 Gärten weggefallen, 100 Parzellen am Niederfeldsee in Altendorf. Bis heute fehlen immer noch Ersatzflächen ganz zu schweigen von Flächen für neue Kleingärten. Denn die Nachfrage nach neuen Kleingärten ist nicht zuletzt auch wegen Corona riesig. Gab es vor der Pandemie 750 Bewerbungen auf 50 freie Gärten sind es jetzt 3.000 Bewerbungen auf kaum noch vorhandene freie Gärten.

Die Darstellung der Pachtsituation, dass auf Grund der absehbaren Fluktuation in den nächsten fünf Jahren weniger als 1000 Neupächterinnen und Neupächter die Chance haben werden, einen Kleingarten pachten zu können, heißt doch nichts anderes, als das wir aktuell Wartelisten auf Gärten haben, wie in der DDR auf einen Trabbi.

Aber klar ist eins: Durch dieses Konzept, so auch die Einschätzung des Stadtverbandes Essen der Kleingärtnervereine, wird ihre Stellung verbessert. Gartenflächen als Baulandreserven zu betrachten, wird zukünftig noch schwieriger sein.

Das wird deutlich an den Feststellungen im Konzept: „Weniger Gärten sind inakzebtabel, der Flächenausgleich ist ein Muss. Das Kleingartenwesens muss zu einem konkret definierten Baustein der Freiraumversorgung werden.“ Aussagen, die besonders relevant und entscheidend sind für die perspektivische Abwägung der Nutzung von freien Flächen.

Der Stadtverband der Kleingärtnervereine sieht noch weitere Herausforderungen für die Zukunft: den Generationenwechsel gut hinzubekommen, die fehlenden Spielplätze zu kompensieren und weitere Orte in den Anlagen für Begegnungen zu schaffen.

Die Gewährleistung der Verkehrssicherungspflicht ist eine große Aufgabe. Diese Pflicht obliegt den Kleingartenvereinen und rund 40 Prozent der Kosten dafür gehen in die Pflege des Begleitgrüns und der Baumpflege. Hier sehen die Vorstände zur Erfüllung der Aufgabe eine latente Unterfinanzierung.

Eine Aufgabe, die die Vorstände nicht alleine mit den Kleingärtnerinnen und Kleingärtnern bewältigen können. Hier brauchen sie mehr Unterstützung in Sachen Rechtssicherheit und Schulungen ebenso, wie bei der Umsetzung durch Grün und Gruga. Denn die Bäume und das Begleitgrün in den Kleingartenanlagen sind ein öffentliches Gut.

Deshalb hält das Gutachten auch fest, dass es notwendig ist, die Schwachstellen des Generalpachtvertrages mit dem Stadtverband der Kleingartenvereine Essen e.V zu beseitigen. Wir werden diesen Prozess unterstützen.

Wenn 82 % der Vereine darauf verweisen, wie wichtig ihnen die Umsetzung von Projekten zum Thema Umweltschutz sind und sie besonderen Wert auf die Steigerung des ökologischen Wertes legen, dann sollten wir mehr Überlegungen anstellen, wie wir im Rahmen des Prozesses der IGA 2027 auf der Ebene „Unsere Gärten“ hier die Hobbygärtnerinnen und - gärtner unterstützen können. Best Pracics Beispiel aus Dresden - Bereitstellung von entsprechenden Saatgut und Beratung zum Einsatz.

Das wäre ein möglicher Ansatz für den weiter zu beschreitenden Weg der wertschätzenden Zusammenarbeit von Politik, Verwaltung und Kleingartenverband auf Augenhöhe. Ein Schritt, um in fünf Jahren auf der IGA 2027 präsentieren zu können, was man im Rahmen der abzuschließenden gemeinsamen Leistungspartnerschaft erreicht hat.

Dazu bedarf es, wie im Fazit festgestellt, auch einer entsprechenden Ausstattung der Verwaltung mit Personal und Finanzen.