Vorbereitungen zur Vermarktung der Immobilie Rathenaustraße

Die Notwendigkeit den Vermarktungsbeschluss vom 26. August 2020 zu ändern, ist unumstritten richtig. Nur so kann man es den neuen Intendantinnen des Schauspiels, Selen Kara und Christina Zintl, ermöglichen, ihre bereits begonnene Programmplanung auch umsetzen zu können.

 

Dieses Vorgehen ist sinnvoll, war es doch bereits Thema im Arbeitskreis Kulturimmobilien und dem Aufsichtsrat der Theater und Philharmonie im September.

 

Deshalb erstaunt es uns schon, dass nicht die Verwaltung selbst im Zusammenhang mit der weiteren Diskussion über die Immobilie eine Vorlage auf den Weg bringt, sondern es erst eines Antrages bedarf.

 

Andererseits macht einmal umso mehr deutlich, dass man bei dem Verkaufsbeschluss vor zwei Jahren schon von vornherein über die sich daraus ergebenden Konsequenzen und möglichen neuen Perspektiven für das Grillo hätte nachdenken müssen.

 

Die Suche nach geeigneten nutzbaren Alternativflächen kann weder die Kulturverwaltung noch die Immobilienverwaltung der Stadt allein lösen. Hier gehören die Geschäftsführung der TUP, die neuen Intendantinnen und Vertreter*innen der Belegschaft mit ins Boot.

 

Um hier zu schnellen Entscheidungen kommen zu können, sollte die Vorlage im Sommer  nicht nur aufzeigen, welche langfristig nutzbarere Alternativflächen man gefunden hat, sondern auch wie diese den Anforderung der neuen Intendanz zur neuen perspektivischen Ausrichtung des Theaters Rechnung tragen. Man sollte klar benennen, was auf diesen Flächen umsetzbar ist, was gewonnen wird und was gegenüber der Casa und Box verloren geht.

Eine erste Darstellung von Kosten, Nutzungsmöglichkeiten und Investitionsbedarfen scheint notwendig. 

Je konkreter die Pläne im Sommer, verbunden mit einem Umsetzungs- und Finanzierungsszenario sind, umso besser gelingt der Übergang. Und dies möglichst schon angemeldet als Merkposten beim Kämmerer, denn der brütet dann ja schon über die Zahlen des Haushaltes von 2024.

Die Zeit drängt, denn ein Jahr ist gemessen an den Herausforderungen, eine solche Immobilie zu finden, keine lange Zeit und bei der Geschwindigkeit die in Essen üblich ist. Zumal dies der zweite Versuch ist, den ich als Mitglied im Kulturausschuss begleite.

Denn bereits mit Bekanntwerden der baulichen Schwierigkeiten in der Rathenaupassage wurde dieser Prozess mit dem jetzigen Intendanten Christian Tombeil unter Einbindung der GVE geführt. Der Umbau der Heldenbar ist dabei ein wichtiger Schritt, ersetzt aber nicht all das, was in Casa und Box bisher möglich war und ist. Dabei sind insbesondere die Bereiche zu nennen, die die Intendantinnen, Selen Kara und Christina Zintl entwickeln wollen, wie den Ausbau des Theaters für Kinder und Jugendliche, die Öffnung der Häuser für Dritte und in den Stadtraum hinein, die Umsetzung von Partizipations-Theaterprojekten oder das Thema Nachhaltigkeit und Weiteres, das unter dem Slogan „Ein Grillo für Alle“ fällt. Für all das bedarf es Flächen, Räume und eine gute Ausstattung. 

Gleichwohl sollte dieser Beschluss auch bedeuten, dass die weitere Nutzung unter gleichen Vertragskonditionen stattfinden kann. Ein leerstehendes Gebäude, welches zum Zwecke der schnellen Vermarktung freigezogen wird, verursacht in der Regel im Allgemeinen auch Mehraufwendungen in der Nutzung. Diese Aufwendungen sollten nicht zu Lasten des Kulturbetriebes gehen. Sei es nun bei geplanten Projekten des Grillo-Theaters in der Spielzeit 23 oder den möglichen perspektivisch zu gewinnenden Kooperationspartnern.

Die Essener freie Kultur- und Kreativszene hat mit ihrem Projekt „back2live“ gerade noch mal deutlich gemacht, wie wichtig es in der aktuellen Zeit ist, über neue Formate und Ideen nachzudenken und diese umzusetzen, damit das Publikum wieder in die Häuser kommt. Dafür bedarf es aber auch den Erhalt der Orte für Theater und deren auskömmliche Finanzierung.