Zum Essener Hochhausentwicklungskonzept

Es macht Sinn, dass die Stadt Essen, ebenso wie andere Großstädte mit dem heutigen Beschluss auch ein Hochhausentwicklungskonzept haben wird. Mit Leitplanken für eine zielgerichtete Steuerung. Es ist das Verdienst des Konzeptes, den Status Quo in der Stadt festzuhalten und einzuordnen.

Für den Bau neuer Hochhäuser formuliert das Konzept viele sinnvolle Maßstäbe und Parameter. Aus  unserer Sicht reichen diese nicht aus.

So kommt der soziale Aspekt  viel zu kurz, anders als es z.B. im Düsseldorfer Hochhausrahmenplan der Fall ist. Dieser Plan beinhaltet, dass Hochhäuser einen sozialen Beitrag durch das Angebot von gefördertem Wohnraum leisten sollen. Das wollen wir auch für Essen und deshalb beantragen wir, dass im Bebauungsplan bei Wohnprojekten ein verbindlicher Anteil von öffentlich geförderten Wohnungen vorgesehen werden soll.

Das ist insbesondere hinsichtlich des stetigen Rückgangs des mietpreisgebundenen Wohnraumes auch in unserer Stadt zwingend notwendig.

Darüber hinaus wollen wir für die zukünftige Anwendung der einzelnen Parameter noch eine Anregung geben: Wenn in dem vorliegenden Konzept von Nachhaltigkeit gesprochen wird, dann sollten geplante Hochhausbauten über 60 Meter einer entsprechenden Prüfung unterzogen werden. Denn Hochhäuser, vor allem solche mit über 60 Metern Höhe weisen einen größeren „ökologischen Fußabdruck“ auf. Ab 60 m gelten verschärfte Bauvorschriften, die zu mehr Ressourcenverbrauch führen. Es macht zum Beispiel einen großen Unterschied, ob alle Bauteile in der Kategorie Feuerwiderstandsklasse F 90 oder F 120 gebaut werden müssen.

In dem Sinne bedarf es auch der Anwendung der  Planungsgrundsätze  für das Zech-Hochhaus im dichtbesiedelten Stadtteil Rüttenscheid, zu dem die Planungsverwaltung zurzeit einen Bebauungsplan erarbeitet. Die Klimaanalyse des RVR hat ausdrücklich zu der Aussage geführt, dass der Stadtteil nicht weiter verdichtet werden sollte. Zusammen mit der möglichen Bebauung des Messeparkplatzes P2 wären die klimatischen Auswirkungen auf Rüttenscheid groß.

Es ist in der Fachwelt umstritten, ob der Bau von Hochhäusern sinnvoll ist oder nicht. Unstrittig ist, dass Hochhäuser ein Produkt der massiven Ballung von wirtschaftlicher, politischer, kultureller und sozialer Infrastruktur in den großen Städten, in den Metropolen ist.

Die Befürworter von Hochhäusern führen die Platzersparnis an, zu der das Bauen in die Höhe führen soll. Dem wird entgegengehalten, dass durch die Abstandsregeln in der Fläche diese Ersparnis aufgehoben wird und mit einer Blockbebauung die Flächen viel effektiver genutzt werden können.

So oder so stellt sich die Frage, ob der Prozess der Ballung in den großen Städten, auch in Essen, nicht ohnehin einen Sättigungsgrad erreicht hat, der sich in Wohnungsnot und deutlich steigenden Mieten, Platzmangel, fehlendem Grün, Hitzeinseln, zu viel Autoverkehr, einer hohen Luftverschmutzung etc. ausdrückt.

Für uns ist dieses Konzept ein erster Schritt. Seine Anwendbarkeit muss es auch mit Blick auf die gestellten Fragen noch beweisen. Wir werden zustimmen.